
Acht Kilogramm Weissmehl, acht Kilogramm Vollkornmehl, zehn Kilo Teigwaren, sieben Kilo Reis, dreihundert Liter Trinkwasser und zweihundert Liter Brauchwasser. Zwei Tage nach der Kanaldurchfahrt
verabschiedet sich Rebecca und an Bord von ALOY bricht Arbeitsstimmung aus. Die letzten beiden Tage ihres Besuchs haben wir mit Sightseeing in Panama City verbracht, das Kanalmuseum besucht und
im BioMuseum etwas über die prähistorische Tierwelt Mittelamerikas und das wahrhaft riesige Riesenfaultier gelernt.
Riesenfaultier | Panama City am Abend
Abschied und Arbeit
Unsere Streifzüge führen uns durch die Kulisse der gläsernen Wolkenkratzer und in die gepflegte Altstadt Casco Viejo. Dort findet gerade ein Tanzfestival statt, auf dem Plaza de la Independencia werden traditionelle lateinamerikanische Tänze aufgeführt.
Tanzfestival | Casco Viejo
Am Montag nach Rebis Abreise fahren René und ich kreuz und quer durch die Stadt, um Ausrüstung zu besorgen: Fischerhaken und Köder, Dieselkanister, wasserdicht beschichtetes Gewebe für den Bau eines Regenfängers, Seekarten für Neuseeland und Australien. Der stadtnahe Ankerplatz hat für uns, abgesehen von seiner Lage, nicht viel zu bieten. Es ist unangenehm schaukelig und mehr als einmal fürchten wir, dass ein hindurchpreschendes Motorboot ALOY versenken wird. Sobald wir alle Bootsläden abgeklappert haben, fliehen wir vierzig Meilen nach Norden in die halbleere Vista Mar Marina, um die letzten Vorbereitungen für die ganz grosse Fahrt zu treffen.
Eindrücke von Panama City
Ferne Aussichten
Die Distanz bis zu den Marquesas, der ersten Inselgruppe Französisch Polynesiens, beträgt rund 3'800 Seemeilen. Umgerechnet für die Landratten unter euch sind das 7000 Kilometer. Es sind rund tausend Seemeilen mehr, als wir sie auf der Atlantiküberquerung zurückgelegt haben. Damit wird dies der längste Segeltörn unseres Lebens. Wir müssen mit 35 bis 40 Tagen Überfahrtszeit rechnen. Puh! Das ist echt ganz schön lang.

Ankerplatz vor Panama City
Unsere letzte Woche in Panama verbringen wir damit, nochmal alle Bordsysteme zu überprüfen und letzte Reparaturen abzuschliessen. Das Rigg vom Masttopp bis zum Deck scheint in Ordnung zu sein. Der Autopilot, also die elektrische Selbststeueranlage, die seit einigen Wochen zickt, wird nun wieder in Gang gesetzt. Um ein Leck in der Kühlwasserpumpe des Motors zu beheben, fahren wir mal eben noch quer durchs ganze Land, weil nur Mechaniker Nelson mit Hilfe aufwarten kann. Die Windsteueranlage bekommt einen neuen Stoffbezug und unser aufblasbares Beiboot, das neuerdings Luft verliert, wird mit Heissluftföhn und Reparaturset stellenweise frisch verklebt.
Proviant für 40 Tage
Die besonders heissen Mittagsstunden nutzen wir für die Einkäufe in den grossen Supermärkten der Stadt Coronado. Hier bekommt man fast alles, was das Smutje-Herz begehren könnte. Als Bürgerinnen einer Apfelprovinz freuen wir uns besonders über Apfelmus. Immer mal wieder werden wir gefragt, wie wir es schaffen, genug Essen mit auf eine lange Reise zu nehmen. Genug Kalorien zu bunkern ist nicht schwer. Trockene Getreideprodukte wie Reis und Nudeln brauchen wenig Platz. Auch Bohnen, Mais und Kichererbsen in Konserven lassen sich gut einstauen und halten lange.
Beim Ship Chandler | im Supermarkt | zurück vom Einkaufen
Als Herausforderung sehen wir die Mitnahme von ausreichend Wasser. Da wir im Vergleich zu vielen anderen Yachten keinen Wassermacher haben, der Salzwasser in Süsswasser verwandelt, müssen wir grosse Mengen Trinkwasser mitführen. Ich rechne mit drei Litern pro Person und Tag und einer Reserve von zehn zusätzlichen Tagen, falls wir aus irgendwelchen Gründen länger unterwegs sind als erwartet.

Vorschiffskoje als Vorratskammer
Ebenfalls anspruchsvoll ist die Einlagerung von frischen Lebensmitteln wie Milchprodukten, Obst und Gemüse, besonders bei den vorherrschenden tropischen Temperaturen. Da wir schon eine ganze Weile in Panama unterwegs sind, kennen wir die hier verkäuflichen Produkte und können abschätzen, was gut haltbar ist und was nicht. Ananas und Wassermelonen sollten ein bis zwei Wochen halten, Zwiebeln, Kohl und Kürbis sogar mehrere Wochen. Vorzugsweise kauft man Obst und Gemüse frisch ab Markt, weil es länger haltbar ist, wenn es nie in einer Kühlkette war. Leider finden wir in der kurzen Zeit, die uns in Coronado bleibt, keine geeigneten Anbieter. Die Obstverkäufer, die entlang der vielbefahrenen Panamericana ihre Stände aufgestellt haben, lagern Tomaten und Christophine genauso in Kühlschränken wie die Supermärkte.
Ananas und Bananen im Netz | Gemüse wird eingestaut
Wir kaufen die berechneten Lebensmittelmengen ein und schleppen alles zu ALOY, die nun gefühlt zehn Zentimeter tiefer schwimmt. Die Vorschiffskoje, die noch vor wenigen Tagen als Gästebett diente, ist bald mit Taschen vollgepackt. Schliesslich geht es auch noch zum Friseur. Wolle muss weg, damit wir auf dem Ozean weniger Aufwand bei der Haarpflege haben. Die Friseurinnen bedauern, dass René seine langen Zapfenlocken stutzt.
René beim Friseur | Vista Mar Marina
Täglich dabei Sein
Heute ist es soweit. Wir haben ausklariert und werden die Festmacherleinen zum amerikanischen Kontinent lösen. Die finnische Crew der SOVMORGON und das junge deutsche Segelpaar der APNEA sind bereits aufgebrochen. Unsere spanischen Bootsnachbarn aus der Panamarina werden auf der SUGAAR in einigen Tagen folgen. Es herrscht Aufbruchstimmung an Panamas Südküste.
Wenn ihr unsere lange Fahrt über den grössten Ozean verfolgen möchtet, klickt auf den Trackinglink. Sofern es die Strom- und Internetversorgung und unsere Konstitution in Punkto Seekrankheit zulassen, versorgen wir euch täglich mit einem kurzen Update.

Blick auf den weiten Pazifik
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Monika (Freitag, 11 April 2025 08:11)
Krass, jetzt seid ihr wieder auf grosser Überfahrt!! Ich wünsch euch guten Wind und reise in Gedanken mit!
Peter Roth (Freitag, 11 April 2025 17:47)
Hallo Zusammen
Für Euren ganz grossen Schlag wünsche ich Euch moderate Winde so dass gute Etmale segeln könnt und nicht das es viel Arbeit mit Segelwechsel geben wird.
Ich werde Euch verfolgen. Wie ist Euer Rufzeichen und MMSI?
LG Peter
Rengue (Samstag, 12 April 2025 07:21)
Wow da habt ihr echt etwas vor euch...schicken euch a Schutzengele....das soll euch begleiten und gut auf euch aufpassen.
Rene Haare ab??? Nicht mehr Robinson Crusoe lach....alles Liebe für euch....Papa und Renate
CLAUDIO & ISA (Sonntag, 13 April 2025 19:52)
Hallo ihr beiden, ich finde es super, dass René die Haare stutzt ;-)
Wir sind in Gedanken auch immer bei Euch und wünschen ebenfalls gute Backstagbrisen damit es
immer läuft und nicht viel Arbeit macht, Euch dem Ziel zügig näher bringt.
Verfolgen den Track natürlich täglich.
Alles Liebe, Mum und Dad