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Guna Yala

Endlich, ALOY ist repariert und wir können in unser zweites grosses Segelabenteuer starten. Es beginnt mit einem Törn ins Traumrevier Guna Yala.

Ersatz an Bord

Immer wieder hören wir Geschichten von Crews, die endlos auf dringend benötigte Ersatzteile warten. Die Bestellungen bleiben auf dem Transportweg hängen, wochenlang, oder gehen ganz verloren. Unser Ersatzgetriebe trifft zum Glück zügig in Panama ein. Für den Import nutzen wir bereits zum wiederholten Mal RednBlue, die ein Zwischenlager in Miami unterhalten, wohin man sein Material bestellt. Trifft die Ware dort ein, wird sie automatisch an den ausgewählten Stützpunkt in Panama weitergeleitet. Nach neun Tagen ist unser Ersatzgetriebe aus Europa in Panama City. Die Liefergebühren bleiben unter hundert Dollar. Susanne und Katrin sind so lieb und bringen uns das Packet aus der Stadt mit.

René baut das Ersatzgetriebe ein und siehe da, die Welle dreht wieder in beide Richtungen. Allerdings rumpelt es noch ordentlich im Motorraum. Eine weitere Arbeitsstunde mit Mechaniker Nelson ist nötig, um den Motor korrekt auf die Welle auszurichten und die Maschine wieder «normal» klingen zu lassen. Läuft jetzt alles rund? Misstrauisch lassen wir den Motor immer wieder laufen und legen die Gänge ein. Anscheinend ja.

ALOY streckt ihre Flügel aus

Aufbruch

Am 5. März lösen wir erneut ALOYs Leinen und diesmal stechen wir wirklich in See. Unter Motor navigieren wir gegen den Wind aus der Bucht, dann setzten wir die Segel und drehen den Bug nach Osten. Die Yacht streckt ihre Flügel aus und unsere Pazifikträume rücken ein Stück näher. Im frischen Wind nehmen wir Fahrt auf und der Schwell lässt uns übers blaue Wasser tänzeln.

Drei Stunden später erreichen wir Turtle Cay Marina. Die schmale Einfahrt führt an einem Minileuchtturm vorbei. Im Hafen liegt man idyllisch wie im See. Wir stossen auf den geglückten Aufbruch an und auch ALOY kriegt frischen Treibstoff. Am kommenden Morgen laufen wir mit dem ersten Tageslicht wieder aus. Noch 35 Meilen bis Guna Yala. Wegen der vielen Untiefen und angeblich ungenauer Seekarten wollen wir bei hellem Tageslicht ankommen, um auf Sicht zwischen den Sandbänken und Korallenriffen durchzunavigieren.

Leuchtturm vor Turtle Cay Marina

Guna Yala

Guna Yala bedeutet Land der Guna (oder Kuna). Die Guna sind ein indigenes Volk, das an der Nordostküste Panamas lebt. Zu ihrem Hoheitsgebiet gehört das über 350 Inseln umfassende San Blas Archipel, das sich von der Insel Provenir bis zur kolumbianischen Grenze erstreckt. Die Guna wehrten sich gegen eine Einordnung in den Staat Panama und erreichten nach einem Aufstand 1925 und langjährigen Kämpfen, dass sie ihr Land teilautonom verwalten dürfen.

Zwei Gunas segeln im Cayuco (Einbaumkanu)

Die See beruhigt sich unmittelbar, nachdem wir um die Insel Provenir biegen und hinter den ersten Riffs ins Archipel eintauchen. Flache Palmeninseln tauchen am Horizont auf. René übernimmt das Ruder und steuert durch den Eden Channel zu den Lemon Cays. Kurz vor dem Ankerplatz bergen wir die Segel. Erst wird die Genua weggerollt, dann schalten wir den Motor ein, um manövrierfähig zu bleiben. Schliesslich lassen wir das Grossegel runter. Das Segel ist gerade unten, da fällt uns auf, dass der Motor kein Kühlwasser ausspuckt. Was ist los? Sollen wir das Segel gleich wieder setzten? Es ist ruhig, beinahe windstill zwischen Untiefen. Wir lassen uns einen Augenblick treiben.

Die ersten San Blas Inseln am Horizont | Steuermann am Ruder

René schüttet Meerwasser aus Kübeln in den Kühlkreislauf, während ich den Motor an- und ausschalte und das Seeventil auf- und zu mache. Wir wollen schon aufgeben, denn es riecht inzwischen bedenklich nach verbranntem Gummi. Vermutlich ist der Impeller, das kleine Kunststoffrad, das das Wasser befördert, angeschmort. Aber siehe da, plötzlich läufts wieder. Sobald das Wasser pumpt, hört auch das schrille Pfeifen auf, das die Überhitzung meldet. Der Motor kühlt rasch auf Betriebstemperatur und wir tuckern in die Bucht.

Nugnudup (rechts) und eine Nachbarinsel in der Dämmerung

In einem Ankerfeld neben der Insel Nugnudup, Dup heisst Insel in der Guna-Sprache, finden wir einen geeigneten Platz zwischen einer Hand voll behäbiger Charter-Katamarane. Es ist wunderbar! Die Insel neben uns wirkt geradezu unwirklich paradiesisch, wie aufgemalt. Das Wasser ist dunkel türkis. Sobald der Anker eingefahren ist, bin ich im kühlen Nass und bejuble unser schönes Leben.

Molas mit Paddelmuster und Rochenmotiv

Molas

Es dauert nicht lange, da fährt ein erstes Cayuco, ein Einbaumkanu, vorbei. Die Frauen preisen ihre handgenähten Molas an. Am folgenden Morgen macht Venancio mit einem Panga und seinen Werken längsseits an ALOY fest. Von langjährigen San Blas-Seglerinnen erfahren wir, dass er einer der besten Molamacher ist. Er bleibt nicht der Letzte, der uns aufsucht. Das Fertigen von Molas ist ein Kunsthandwerk, bei welchem in einer Art umgekehrter Applikationstechnik Muster aus mehreren Stofflagen herausgearbeitet werden. Durch das Ausschneiden der Formen aus den oberen Stofflagen werden die Farben der darunterliegenden Lagen sichtbar. Die Stoffe werden an den Kanten mit feinen Stichen zusammengenäht und teilweise zusätzlich mit Stickerei verziert. Die traditionellen geometrischen Muster und Tiermotive haben für die Gunas spezifische Bedeutungen und gehören zu ihrer Tracht. Heute fertigen die Molamacher:innen ihre Produkte auch in Mustern und Farben, die bei Tourist:innen beliebt sind.

Herumhängen in verschiedenen Variationen

Guna Yala gilt unter Segler:innen nicht umsonst als Traumrevier. Im flachen Wasser und mit konstantem Passat herrschen ideale Segelbedingungen, nicht einmal mein Schatz wird hier seekrank. Einmal am Ankerplatz, kann man die Seele baumeln lassen. Auf Nugnudup gibt es zu diesem Zweck Hängematten überm knöcheltiefen Wasser. Inspiriert gräbt René unsere eigene Hängematte aus, die ich zum Abschied von meinen ehemaligen Kolleginnen im Museum geschenkt bekommen habe. Er montiert sie unter dem Grossbaum, lockert die Schot und klettert hinein. Die kühle Meeresbrise und der Schatten vom Segel schaffen zusätzlich Komfort und wenn es doch zu warm wird, kann man sich direkt aus der Matte ins Wasser fallen lassen.

Guanidup | Sonnenuntergang bei Esnasdup

Ein paar Tage später segeln wir weiter zu einer unbewohnten Insel, schliesslich geht es nach Esnasdup, wo wir wieder auf Susanne und ihre Freundinnen treffen. Hier warten wir auf Besuch aus der Schweiz, der am Sonntag eintreffen wird.

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Kommentare: 3
  • #1

    Müller's (Freitag, 14 März 2025 19:11)

    Wieder ein spannender Bericht mit vielen neuen Inselnamen. Und die Molas sind ein Traum.
    Viel Spass beim Bambeln in der Hängematte und beim Baden. Wir beneiden Euch um das schöne
    Wetter. Hier regnets wieder einmal

  • #2

    Haunis (Samstag, 15 März 2025 08:03)

    Danke für den tollen Bericht! Eure Hängematte passt perfekt ins Paradies!

  • #3

    Paps und Renate (Donnerstag, 20 März 2025 09:40)

    Es ist einfach herrlich eure Reise zu verfolgen.... traumhaft. Danke für die tollen Bilder... wir sind im Gedanken bei euch.... dickes Bussi