
Die Luft fühlt sich warm an und auf angenehme Weise schwer, voller Feuchtigkeit und Blütenduft. In der Ferne hören wir das stetige Donnern der Brandung und das Brüllen der Affen, in der Nähe klonken die Hämmer und schnurren die Schleifmaschinen. Wir sind zurück in Panama und auf der Werft.

Aussicht vom Mast über die Panamarina und die Bucht
Willkommen zurück an Bord
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Tropenparadies und Durchfahrtsstrasse
Das Land an der schmalsten Stelle Mittelamerikas ist unversehens ins Zentrum politischer Aufmerksamkeit gerückt, weil irgend so ein Störenfried den Kanal annektieren will. Panama ist ein relativ kleines Land, knapp doppelt so gross wie die Schweiz mit halb so vielen Einwohner:innen. Der Kanal stellt eine entscheidende Einnahmequelle für das Land dar und schafft viele Arbeitsplätze. Er ist ein Grund dafür, dass Panama ein eigenständiger Staat geworden ist. Dabei gehört das Bauwerk den Panamaer:innen erst seit gut vierundzwanzig Jahren.
Erst am 31. Dezember 1999 übernahm Panama den Kanal von den USA. In den folgenden Jahren liess das mittelamerikanische Land das Bauwerk massiv erweitern, um die Durchfahrt der inzwischen grösser gewordenen Frachtschiffe zu ermöglichen. Aktuell wird in den Medien diskutiert, wie eine politische Auseinandersetzung den Kanalbetrieb beeinflussen würde. Wie wird das weitergehen? Wir haben gerade ein sehr persönliches Interesse an dem Kanal, denn wir möchten unsere ALOY dadurch schleusen. Davor allerdings, muss sie erst wieder seetüchtig gemacht werden.
Lage von Panama zwischen Kolumbien und Costa Rica | Lage der Panamarina, östlich von Colon
Fit für die kommende Saison
Während ich noch in der Schweiz gearbeitet habe, hat René die Kabine wieder hergerichtet. Das Entfeuchtungsgranulat, das wir aufgestellt hatten, hat nur bedingt etwas gebracht. ALOY ist zwar keine Tropfgrotte geworden, aber auf den Wänden hatte sich oberflächlich ein Schimmelbelag gebildet. Diesen muss er wegputzen. Nachdem der Innenraum wieder bewohnbar ist, geht’s ans Unterwasserschiff. Weil Schleifen mit grobem Schleifpapier zuviel der schützenden Unterwasserfarbe abreiben würde, entfernt René die Kalkreste mit einer verdünnten Salzsäurelösung. Nach einem feinen Anschliff, kann das frische Antifouling aufgetragen werden.
René streicht das Unterwasser | Illy steiche den Deckel des Ankerkastens | Systemcheck auf dem Mast
Während er noch die letzten Flecken blau pinselt, mache ich mich daran, den Spibaum wieder zusammenzufügen. Das ist überraschend einfach. Die beiden Hälften werden mit Sikaflex über das Aluminiumrohr verbunden. Zwei Nieten verhindern ein späteres Rutschen des Rohres. Anschliessend laminiere ich zwei Schichten Kohlefasergewebe über die Verbindungsstelle. Auch der massgefertigte Hydraulikzylinder fürs Ruder lässt sich problemlos einbauen. Mehr Sorgen bereitet uns der Motor. Der macht zunächst keinen Wank. René tüfftelt drei Tage lang, Bootsnachbar Karl und Mechaniker Nelson leisten ihm Gesellschaft. Schliesslich sind mehrere Problemstellen erkannt und werden angegangen: Eine kaputte Starterbatterie, korrodierte Anschlüsse am Hauptschalter und am Minuskabel und eine Buttergelbe, dickflüssige Dieselsauce im Tank.
Das Werkzeug liegt bereit | die beiden Hälften des Spibaums werden zusammengefügt | mit Kohlefaser laminiert
Der schönste Teil am Arbeiten in der Marina ist erneut die Gesellschaft, der Seglerinnen und Segler, die hier leben und an ihren Booten werkeln. Man fachsimpelt und tauscht Geschichten und Werkzeuge aus. Wir verbringen gern Zeit mit Susanne. Sie lebt seit zwanzig Jahren über die Wintermonate hier. Sie kennt sich aus. Damals kam sie zusammen mit ihrem Mann und einer grossen Nauticat in der Panamarina an, später erbte sie ein praktisches kleines Segelboot von einer Freundin. Mit diesem reist sie regelmässig zu den San Blas-Inseln, nimmt ab und an mal Freunde mit. Sie fährt uns zum Einkaufen in die Nachbarorte und versorgt uns mit guten Tipps, denn bevor wir zum Kanal aufbrechen, wollen wir ebenfalls zu diesem viel gerühmtem Inselparadies. Danke Susanne!

Skipperin Susanne
Faultierpause
Während die Werftmitarbeitenden am Samstagnachmittag ihre Maschinen abschalten und ins Wochenende gehen, arbeiten die Segler:innen weiter, sieben Tage die Woche. Alle werden wir vom Meer angezogen, wollen endlich ins Wasser. Die neue Saison hat begonnen. An einem Sonntagnachmittag werden wir allerdings zur Entspannung angemahnt. Ein kleines Faultier hat sich auf einem niedrigen Busch mitten im Werftgelände eingerichtet. Da döst es nun demonstrativ, wenn es nicht gerade von neugierigen Menschen umringt ist. Wir beschliessen ebenfalls eine Pause einzulegen und machen einen Ausflug mit dem Kayak in die Magroven.
Ein Faultier döst in der Marina | Kayak im Mangroventunnel | Badepause
Sind wir Bereit?
Am 11. Februar soll ALOY ins Wasser. Leider ist der Trailer kaputt, den die Marina zum Einwassern braucht. Wir gedulden uns einen Tag, dann wird unsere Yacht verladen und zum Meer chauffiert. Bis sie dann allerdings schwimmt, dauert es noch einmal einen halben Tag, denn auch wir haben eine Panne. Ein Leck! Schliesslich klappt es aber, ALOY ist wieder dicht und während wir den ersten Abend an der Boje baumeln und den Sonnenuntergang geniessen, findet auch dieser Text seinen Abschluss. Morgen stechen wir in See!
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Diego (Freitag, 14 Februar 2025 21:17)
Juhuuu, endlich geht’s weiter!