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ALOY - schwimmende 3-Kabinen-Wohnung

Mit einem Segelboot unterwegs zu sein ist ähnlich, wie wenn man mit einem Camper reist. Man hat sein Schneckenhaus immer dabei. Man muss nicht ständig den Rucksack oder Koffer packen und nach der nächsten Herberge suchen, sondern fährt das private Wohnzimmer von Ort zu Ort. Wir finden das für langes Reisen besonders angenehm und, wenn man mal von Bootskauf und -unterhalt absieht, ist es auch einigermassen günstig. Übernachtungen vor Anker sind oftmals kostenlos und Kochen können wir selbst mit Zutaten aus den lokalen Supermärkten.

Wie lebt es sich denn an Bord?

Dazu gleich mehr. Zuerst schulde ich euch noch eine Entschuldigung. Schliesslich habe ich euch die Infos zu ALOY bereits für den Herbst versprochen und jetzt ist es Winter geworden. Möglichst viel arbeiten (Geld verdienen) und unsere Freund:innen zu treffen war uns die letzten Monate sehr wichtig und so ist der Blog etwas ins Hintertreffen geraten. Verzeiht mit bitte die Verspätung. Dafür sind es jetzt zwei Artikel zu ALOY.

Raumaufteilung einer Ovni Sonate 35

Wohnfläche

ALOY ist elf Meter lang und an der dicksten Stelle gut dreieinhalb Meter breit. Wir haben ca. 15 m² Wohnfläche. Mit diesen Massen ist sie für ein Meerboot heutzutage eher klein. Würden wir sie allerdings im Bodensee in einen Hafen stellen, wäre sie schon ein ganz ordentlicher Topf. Wenn man mal davon absieht, dass alle Segler:innen ständig meinen, ihr Boot sei einen Fuss zu kurz (egal wie lang es ist), sind wir mit unserer Yacht sehr zufrieden. Wir haben Stehhöhe unter Deck und neben dem Salon zwei separate Kabinen, sodass wir auch Gäste unterbringen können.

Pantry

Hereinspaziert! Den Innenraum erklettert man über eine steile Treppe. Rechts am Niedergang befindet sich der Navigationstisch, wo wir das Logbuch führen und wo die zentrale Steuerung für die ganze Bordelektrik montiert ist. Links von der Treppe kommt man in die Pantry, nautisch für Küche. Unser Campingherd mit zwei Kochfeldern und einem Backofen wird mit Gas betrieben. Das ganze Herdsystem ist kardanisch aufgehängt, das heisst, es schwingt wie eine Hängematte mit den Schiffsbewegungen mit und die Pfannen bleiben auch auf hohe See in der Horizontale. Neben dem Herd gibt es einen Kühlschrank, der von oben her befüllt wird. So fällt beim Öffnen die kalte Luft nicht raus. Ausserdem gibt es ein Doppellavabeau mit zwei Wasserhähnen, von denen jeder über eine Fusspumpe betrieben wird. Eine Pumpe fördert Süsswasser aus dem Wassertank, die andere pumpt Meerwasser hinauf, das wir zum Geschirrspülen brauchen.

Navigationstisch | Pantry

Salon

Vor Küche und Navitisch befindet sich der Salon mit zwei Sitzbänken und einem Tisch. Den Wänden entlang befinden sich Schapps (Kästchen) und Regale, wo wir Lebensmittel und Bücher unterbringen. Auf den Bänken könnten theoretisch vier bis sechs Personen bequem platzfinden, praktisch dient die backbordseitige Sitzbank als Materiallager. Wenn es draussen zu kalt oder zu heiss ist oder wir sonst etwas Rückzug brauchen halten wir uns im Salon auf den weichen Polstern auf. Bei allzu garstigem Segelwetter zieht sich die Deckswache zwischen den Rundgängen auch gern mal hierher zurück.

Blick in den etwas vollgestopften Salon | Regale für die nautische Bibliothek | das Abendessen wird serviert

Kojen

Die Tischplatten im Salon können wir hinunterklappen, damit wir an der Sitzbank vorbei ins Vorschiff laufen können. Dort befindet sich eine Kabine mit recht grosszügiger Doppelkoje. Achterlich, also hinten im Boot befindet sich die zweite Doppelkoje. Da diese unter dem Cockpit liegt, ist sie nicht besonders hoch. Eine Person, konkret ich, muss jeweils ein Stückweit hineinrobben, um dort zu liegen. Dafür ist die Achterkoje auf hoher See geringeren Schiffsbewegungen ausgesetzt, sodass man hier ruhiger schläft.

Vorschiffskoje | Achterkoje | Toilettenraum

Toilette

Das enge Bad liegt direkt hinter der Küche. Die Toilette ist mit einem manuellen Pumpmechanismus ausgestattet. Nach dem Geschäft pumpen wir Seewasser ins Klo. Dieses spült die Fäkalien zunächst in einen Schwarzwassertank. Wenn wir im Hafen oder in einer Bucht sind, halten wir den Tank in der Regel geschlossen. Sobald wir uns in tieferen Gewässern befinden, wird der Tank geöffnet und unsere Ausscheidungen landen im Meer. Problematisch? Vielleicht ist es das tatsächlich. Es ist jedenfalls die übliche Handhabung. Da menschliche Kacke ein biologisch abbaubares Produkt ist, mache ich mir deswegen nicht so grosse Sorgen, so lange sie eben nicht in sehr hoher Konzentration, zum Beispiel von vielen Yachten und/oder in kleinen Buchten ins Meer fliesst. Mehr Gedanken mache ich mir über die Spühlmittel und Seifen, die über unsere Abwässer ebenfalls ins Meer fliessen. Wenn möglich kaufen wir hier Produkte, die als biologisch abbaubar gekennzeichnet sind.

gemütliches Cockpit

Cockpit

Einer der wichtigsten Lebensräume an Bord ist das Cockpit, sozusagen ALOYs Terrasse. Hier sitzen wir, wann immer es draussen angenehm ist oder wenn wir am Segeln sind. Das Cockpit hat recht praktische Ausmasse. Die Seitenbänke sind lang genug, dass man sich ausgestreckt hinlegen und den Tag geniessen oder mit etwas gutem Willen Yoga machen kann. Das Volumen ist aber auch klein genug, dass sich nicht zu viel Wasser darin aufstauen könnte, sollten wir mal eine grosse Welle einladen. Mit vier Personen kann man hier gerade noch bequem sitzen.

Badeplattform | Badender in kaltem Wasser |Vordeck

Badeplattform und Vordeck

Der Bereich rund ums Cockpit ist ziemlich zugepflastert mit dem Geräteträger für die Solarpanels, den Rettungsmitteln, Dinghymotor und Windsteueranlage, was mir optisch nicht besonders gefällt. Dafür ist es praktisch. Ebenfalls sehr praktisch finden wir die kleine Badeplattform hinten am Heck. Von hier aus kann man leicht ins Wasser und wieder hinausgelangen, selbst in voller Tauchausrüstung. Ab und an geniessen wir auch den herrlichen Blick vom Vordeck aus. Auf hoher See betreten wir diesen Bereich nur mit Schwimmweste und Lifeleine. Noch Fragen?

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