· 

ALOY - funktionstüchtige Fahrtenyacht

ALOY ist ein Segelboot vom Typ Ovni 35. Die französische Werft Alubat baut seit 1974 Yachten aus Aluminium, darunter die Ovni-Serie, die speziell für die Bedingungen auf Langfahrt konstruiert ist. Berühmte Langfahrer:innen wie Jimmy Cornell oder die Seenomaden wählten für ihre Abenteuer diesen Bootstyp, daher schlossen wir Ovnis damals in unsere online Suchanfragen mit ein. Wir wollten ein bewährtes, seetüchtiges Schiff!

ALOY von der Seite | Blick auf die Bodenkonstruktion von Innen | korrodiertes Aluminium | Opferanode nach einem Jahr auf See

Werkstoff

Aluminiumboote sind leichter als Stahlyachten und sie rosten nicht, gleichzeitig sind sie stabiler als die weitverbreiteten Kunststoffsegelschiffe. Jedes Boot braucht Pflege, aber der Wartungsaufwand bei Aluminiumyachten ist deutlicher geringer als bei einem Segelboot aus Holz. Ein Nachtteil hat Alu aber auch: Kommt der Rumpf mit elektrischem Strom in Kontakt und sind edlere Metalle vorhanden, wird das Aluminium durch Elektrolyse abgebaut. So können Löcher entstehen, die das Boot im schlimmsten Fall sinken lassen. Die Bordelektrik muss daher mit Sorgfalt installiert und überwacht werden. Opferanoden schützen das Rumpfmaterial, in dem sie zuerst abgebaut werden.

ALOY hängt am Kran. Man sieht die flache Bodenplatte |Knickspant-Bauweise aus Aluplatten | ALOY ist trockengefallen

Rumpfform

Ovnis werden in Knickspant-Bauweise aus grossen Aluminiumplatten konstruiert. Der Ballast, der das Boot auf See aufrechthält ist dabei direkt in den Boden eingebaut. Die Bodenplatte ist flach, was eher ungewöhnlich ist, denn die meisten Segelboote haben U- oder V-förmig Rümpfe. Bedenkt man, wo die Werft Alubat ihre Boote baut und verkauft, macht ein flacher Boden aber Sinn. Die Geburtsstätte der Ovnis liegt in Les Sables-d'Olonne an der Atlantikküste, wo es massive Gezeitenunterschiede gibt. Eine Ovni kann bei Hochwasser schwimmend an ihrer Ankerkette schwojen und bei Niedrigwasser aufrecht und ohne zur Seite zu kippen auf dem schlammigen Wattboden stehen.

Ausgebautes Schwert aus Aluminium | ausgebautes Ruder | eingebautes und hochgeklapptes Ruder

Integralschwert und Ruder

Um dieses Trockenfallen zu ermöglichen, kann man auch das 300 Kilogramm schwere Schwert und das Ruderblatt hochklappen. So starke Gezeiten, wie in Westfrankreich trifft man beim Segeln nicht sehr häufig, untiefe Gewässer hingegen schon. Durch das Hochklappen verringern wir ALOYs Tiefgang von 2.05 Meter auf 55 Zentimeter. Damit können wir auch durch seichte Fahrwasser tuckern und in Ufernähe ankern. Es kam auch schon vor, dass wir neben unserem Boot auf dem Meeresboden standen. Rumpfform und Schwert der Ovnis haben leider den Nachtteil, das wir nur bis etwa 60 Grad am Wind segeln können. Eine Kreuz gegen den Wind braucht viel, sehr viel Zeit.

Blick vom Deck ins Rigg mit Lattengross und Genua | gerefftes Grosssegel | teilweise eingerollte Genua

Segel

Auf unserem Einmaster segeln wir die Amwind- und Halbwindkurse normalerweise mit dem Grosssegel (26 m² Segelfläche) und einem Vorsegel, der Genua (ca. 40 m²). Das Grosssegel ist mit langen Kunststoffstäben "durchgelattet", so dass es jederzeit in Form bleibt. Beide Segel sind aus relativ schwerem Polyestertuch, das den rauen Bedingungen auf See und der permanenten Sonneneinstrahlung lange standhält. Die Genua können wir über eine Rollreffanlage aus- oder einrollen, was sehr komfortabel ist und das stufenlose Verkleinern der Segelfläche (Reffen) erlaubt, sobald der Wind auffrischt. Um das Grosssegel zu reffen, müssen wir es ein Stück weit hinunterlassen und mit Haken und Leinen am Grossbaum fixieren.

Passatsegel vor dem Wind: Backbord (links) die Genua, Steuerbord die bunte Leichtwindgenua | am Segelsetzen

Auf langen Vorwindkursen hat sich letztes Jahr die Pasatbesegelung bewährt. Anstelle des Grosssegels setzten wir ein zweites Vorsegel auf die der Genua gegenüberliegende Seite. Leider ist das alte Nylontuch der Leichtwindgenua letzten Herbst auf der Atlantiküberquerung gerissen. Glücklicherweise konnten wir nun bei VM-Sails günstig eine gebrauchte Genua erwerben, damit wir für die kommende Saison ausgerüstet sind.

Blick auf den Motor von vorn | Motor von oben | Drehflügelpropeller

Motor

Für Anker- und Hafenmanöver und hin und wieder bei Flaute nutzen wir einen Dieselmotor. Es handelt sich um einen Nanni 3.30 mit Jahrgang 2014. Der Dreizylindermotor bringt dreissig Pferdestärken Leistung. Er wird elektrisch gestartet und betreibt über eine Welle einen drehbaren, dreiflügligen Max-Prop-Propeller. Üblicherweise fahren wir bei 1'600-1'800 Touren mit einer Geschwindigkeit von 4.5 Knoten, auf Landrattisch heisst das acht Kilometer pro Stunde.

Steuermann am Steuerrad | Windsteueranlage mit roter Windfahne und blauem Hilfsruder | Pflugscharanker im Ankerkasten | elektrische Ankerwinsch

Steueranlagen, Anker und Ankerwinde

Das Ruder lenken wir über ein grosses Steuerrad vom Cockpit aus. Auf Langfahrt wird ALOY allerdings von einer Windsteueranlage auf Kurs gehalten. Die "Hydrovane" ist am Heck montiert. Die rote Fahne muss nach dem Wind ausgerichtet werden. Wenn sich der Windeinfallwinkel verändert, weil ALOY vom Kurs abkommt, löst dies einen Impuls aus, der auf das Hilfsruder übertragen wird. Dieses Ruder wiederum korrigiert ALOYs Kurs so weit, dass die Fahne wieder richtig zum Wind steht.

Unser Ankergeschirr besteht aus einem 15 Kilogramm schweren Pflugscharanker und 50 Meter Kette. Wir können ihn über eine elektrische Ankerwinde bedienen, sofern sie läuft. Als Ersatz- oder Zweitanker schleppt ALOY einen 10 Kilo Flunkenanker mit sich übers Meer.

Magnetkompass | Der Kartenplotter zeigt ALOYs Position mitten auf dem Atlantik |Funk- und Radarantenne auf dem Mast

Navigationsausrüstung

Der Magnetkompass ist für die Rudergängerin gut sichtbar direkt in die Steuersäule eingebaut. Allerdings brauchen wir ihn nur selten, zuletzt als wir östlich von Nicaragua in einen Sturm gerieten und für einige Stunden kein GPS-Signal empfangen hatten. Ansonsten zeigt uns der Kartenplotter Raymarin Axiom 7 wo sich ALOY gerade auf der Seekarte befindet. Der Plotter empfängt die auf einige Meter genaue GPS-Position über die Funkantenne auf dem Masttopp. Für die Navigation in untiefen Gewässern verwenden wir ein Echolot von AdvanSea, das uns die Wassertiefe meldet. Da unser Tiefenmesser, im Gegensatz zu den heute rundum vernetzten Systemen, noch als separates Gerät funktioniert, können wir ihn ausschalten, sobald wir tiefere Gewässer erreichen. Hoffentlich leisten wir damit einen kleinen Beitrag, um die Lärmverschmutzung unter Wasser gering zu halten. Für die Orientierung bei Nacht und Nebel haben wir das Raymarin Quantum 2 Doppler Radar vorn am Mast montiert. Diesen Stromsäufer nutzen wir nur, wenn es nötig ist.

Stromversorgung

Damit die Navigationssysteme laufen, brauchen wir Strom. Unsere beiden neuen Lithium-Ionen-Batterien (LiFePO4), die das Bordnetz versorgen, haben zusammen eine Ladekapazität von 300 Amperestunden. Sie werden von den drei parallel geschalteten Solarpanels (2x140 W und 1x55 W) versorgt, die auf dem Geräteträger über dem Heck montiert sind. In den tropischen Breitengraden sind die Solarzellen tüchtig am Werk und liefern zwei, manchmal bis zu drei Kilowatt pro Tag. Den Motor und die Ankerwinde betreiben wir je über eine separate AGM-Batterie. Dies ist eine Sicherheitsmassnahme, damit wir jederzeit unseren Motor unabhängig vom Bordnetz starten können. Die AGM-Batterien werden über die Lichtmaschine vom Motor geladen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0