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Von Paimpol nach Panama

Es ist Tag 367 unserer Reise. Mit 7996 Seemeilen im Kielwasser steuern wir die Panamarina im Puerto Lindo an.

Vor einem Jahr, am 15. August 2023, haben sich vor ALOYs Bug Paimpols Schleusentore geöffnet. Unsere Segelreise führt uns der anspruchsvollen europäischen Westküste entlang, den Herbst mit seinen Stürmen auf den Fersen. Ende Oktober erreichen wir die Kanarischen Inseln, wo wir die letzten Vorbereitungen für die Atlantiküberquerung treffen. In 25 Tagen segeln wir zu zweit nach Martinique. Es folgen herrliche Monate des karibischen Inselhoppings, jeder Ort ist anders, jeder für sich besonders. Die Saison neigt sich bereits ihrem Ende zu, als wir Kuba erreichen und in einsamen Wochen dessen Südküste entlangschippern. Ende Mai beeilen wir uns über das westkaribische Meer nach Süden zu gelangen und erreichen im strömenden Regen Bocas del Toro. Hier verweilen wir über zwei Monate bis es schliesslich zur Puerto Lindo nahe dem Panamakanal weitergeht.

Kurzer Fotorückblick unserer Reise: Paimpol, Segeln vor Galiziens Küste, Lanzarote voraus, Sonnenuntergang über dem Atlantik, Le Marin auf Martinique, Insel und Delfin vor Kuba, Häuser von Bocas del Toro. Einen ausführlicheren Fotorückblick findet ihr in der Galerie.

Aber erst mal zurück zu den letzten Wochen in Bocas!

Etwa drei Tage nach dem letzten Bericht: Ich schlafe sehr friedlich, endlich einmal, als mich Renés alarmierte Stimme weckt. Er ruft meinen Namen. Widerwillig verlasse ich das Schlummerland und muss erkennen, dass ich auf dem Kombüsenboden liege. René hilft mir auf und bringt mich zurück in die Koje, wo die Erinnerung nach und nach wieder kommt. Ich bin erneut krank geworden, das ganze Programm mit Fieber und einem schrecklich kratzigen Husten, der mich nachts wachhielt. In dieser Nacht habe ich mich endlich dazu entschieden ein Hustenmittel zu nehmen. Eine Weile danach raffe ich mich noch einmal auf, um auf die Toilette zu gehen. Da sitze ich und plötzlich wird mir ganz anders. Schwindel, Übelkeit, ein Gefühl, als würden tausend kleine heisse Nadeln auf mich einstechen. Als es endlich vorbei ist, will ich zurück ins Bett. Weit gekommen bin ich offenbar nicht.

Diesmal dauert es eine Weile, bis ich mich erholt habe. René pflegt und bekocht mich wacker. Schliesslich bin ich wieder einsatzfähig und wir könnten, rein theoretisch, die Arbeit an ALOY fortsetzen, aber da macht sich der schlechte Einfluss unserer neuen Segelfreunde geltend. Laura und Tommaso sind von Spanien aus hierher gesegelt. Wie wir sind sie eines der seltenen jüngeren Paare unter der Mehrheit der pensionierten Segler:innen. Sie veranstalten gerne Spieleabende, gehen zu Konzerten oder trinken Tequila an den Beachbars. Und wer ist mit dabei?

Fotos 1 und 2: aufgenommen von Andrea; Fotos 3 und 4: aufgenommen von Laura

So oft sind wir schon lange nicht mehr aus gewesen und es macht echt Spass! Anstossen im Swimmingpool, Lifemusik am Strand, lustige Karaoke, Rollenspiel an Bord der Grazieba und eines Abends tanzen wir zusammen mit den anderen Gästen des Kultrestaurants Bibis zu alten Discohits.

Am Abend nach dem Tanz sind wir beide wieder krank. Diesmal ist es eine Lebensmittelvergiftung und René hats schlimmer erwischt. Sein Fieber steigt auf über 39 Grad und auch er verliert einmal kurz das Bewusstsein. Dabei fällt er unglücklich zwischen Tisch und Couch und stösst sich den Kopf. Eine rote Beule prangt auf seiner Stirn!

Ein letztes Mal Proviant einkaufen und mit dem Panga-Taxi fahren.

Vielleicht ist es ganz gut, dass wir Bocas nun verlassen. Sobald René wieder genesen ist, machen wir ALOY auslaufbereit. Bei einem letzten fröhlichen Abendessen verabschieden wir uns von der munteren Segelgemeinschaft des Ortes und am nächsten Morgen brechen wir auf. Mit an Bord: unsere Bootsgeckos und eine Handvoll unsterbliche Moskitos. Ausserdem buchen drei Schwalben eine Nachtfahrt nach Colón. Niedlich, wie die verschlafenen Federbündel am frühen Morgen von der Sonne geweckt werden.

Der Wind ist sehr unengagiert und darum müssen wir motoren. Dank zwei Knoten Strömung kommen wir dennoch zügig vorwärts und nach einer ruhigen Nacht erreichen wir die Einfahrtszone zum Panamakanal, an der wir aussen vorbei müssen.

Vor Colón tummeln sich die Frachtschiffe und Tanker, aber dank der sauberen Verkehrstrennung kommen wir relativ leicht an den grossen Schiffen vorbei. Dafür ändert sich das Wetter. Es wäre wohl nicht Panama, wenn kein Gewitter aufwarten würde. Erst fahren wir in den Regenschauer, dann mitten ins Gewitter hinein. Zweimal folgt ein krachender Donner unmittelbar auf den Blitz. Das Gewitter ist ganz nah. Ich kann nicht anders, ich halte Renés Hand während wir auf einen nächsten Blitz warten.

Er kommt nicht. Das Gewitter zieht vorüber, der Regen auch. Wir kippen unseren letzten Kanister Diesel in den Tank und tuckern in den Puerto Lindo.

Morgenstimmung in der lauschigen Panamarina. Sie liegt mittem im Wald.

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Kommentare: 2
  • #1

    Lukas (Montag, 19 August 2024 08:44)

    Wie immer tolle Bilder. Habt Ihr die Geckos getauft? ^^

  • #2

    Illy (Donnerstag, 22 August 2024 02:39)

    Danke. DIe Geckos sind von selbst bei uns eingezogen. Wir versuchen gerade sie wieder auszuquartieren bevor wir das Boot für den Herbst dicht machen. Gar nicht so einfach. Sie sind sehr flink.