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Abgetaucht

Kaum zu fassen! René lässt mich allein auf ALOY zurück und reist nach Bonaire ins Tauchparadies. Und als wäre das nicht frech genug, liegt auf dem Salontisch eine ellenlange Liste an Bootswartungsarbeiten. "Wenn ich zurück bin, bist du fertig, oder?"

"Knurr!"

Ihr dürft ihm gerne Shitstorm-Nachrichten senden, aber zu seiner Verteidigung ein wenig Kontext: Es war geplant, dass er im August hier in Bocas seine Ausbildung zum Tauchlehrer abschliesst, aber leider findet der Kurs wegen zu wenig Anmeldungen nicht statt. Daher machte sich mein Mann auf die Suche nach einer anderen karibischen Tauchschule, die diesen Sommer den Dive-Instructor-Kurs anbietet. Gar nicht so einfach. Über unsere Segelfreunde Iris und Jeff ist er schliesslich auf die Schule in Bonaire gekommen, die ihn noch kurzfristig in den Kurs aufgenommen hat.

Da büffelt er nun also zwei Wochen lang von morgens bis abends, macht Tauchübungen und lernt, wie man diesen Sport unterrichtet.

René mit seiner Ausrüstung noch auf ALOY, Unterwasser beim Üben und im Kurs bei VIP Diving Boanire.

Ich bleibe derweil mit ALOY in der gemütlichen Bocas Marina. Ein neues Gefühl, das Boot so ganz alleine zu bewohnen. Die vergangenen zwölf Monate waren wir kaum je länger als eine halbe Stunde getrennt. Ich geniesse meine Freiheiten und vermisse René gleichermassen. An Gesellschaft mangelt es mir allerdings nicht, denn ich kenne bereits viele Crews und Einhandsegler hier, mit denen ich meine Freizeit verbringen kann, bei Livemusik in der Floating  Bar oder beim Planschen am Strand von Isla Carenero.

Erstes Bild: Stegnachbar Andrea ist zurzeit auch allein an Bord. Wir unternehmen gemeinsam Ausflüge. Foto aufgenommen von Cristina Garcia.

Aber da ist ja noch die ToDo-Liste. Wir hatten die Freude, dass ALOY während der letzten Monate echt gut im Schuss geblieben ist! Es gab nur ab und an ein paar kleine Dinge zu erledigen und ansonsten konnten wir das Reiseleben in vollen Zügen geniessen. Jetzt steht dafür einiges an.

ToDo-Liste:

  • Deck streichen: ALOYs Aluminium-Deck ist lackiert. Wie alt der Anstrich ist, wissen wir nicht. Inzwischen ist Feuchtigkeit zwischen Deck und Lack geraten und vielerorts haben sich unschöne Blasen gebildet. Teils platzt die Farbe ganz ab. Wir haben daher beschlossen, dass es Zeit für einen Neuanstrich ist.

Rost und abplatzende Farbe: Zeit für Reinigung und Neuanstrich.

  • Batterien auswechseln: Schon in Martinique ist die erste unserer vier Bordnetzbatterien ausgefallen, seit Kuba schwächelt die Zweite. Ende Mai mussten wir den Kühlschrank ausser Betrieb nehmen, um das restliche System am Laufen zu halten und mit den verbliebenden 70 Ampère unseren Tagesbedarf an Strom zu decken. Jetzt haben wir zwei neue Batterien bestellt.
  • Zusätzliche Winsch montieren: Unser Vorsegel kann komfortabel über eine Rollreffanlage ein und ausgerollt werden. Allerdings mussten wir feststellen, dass wir die stattliche Genua bereits bei moderatem Wind nicht mehr aus der Hand reffen können. Daher haben wir uns jeweils mit der Winsch für die Schoten ausgeholfen, aber das führte zu einem Konflikt, weil ja gleichzeitig auch die Schoten bedient werden müssen. Nun wollen wir für die Rollreffanlage eine eigene Winsch installieren. Das sollte uns das Segeln deutlich erleichtern.

Winsch im Einsatz. Eine alte Ersatzwinsch haben wir noch. Kriegen wir sie wieder fit?

  • Wassertank und Dusche: Der Gewichtstrimm unserer Ovni ist suboptimal, soll heissen: ALOY schwimmt ziemlich schief. Das liegt daran, dass unser Wasser grösstenteils auf Backbord eingelagert ist, vieles davon in kleinen Fünfliter-Bidons, die Platz unter dem Kajütentisch wegnehmen. Nun wollen wir einen zusätzlichen Wassertank unter der Steuerbordkoje platzieren. Eine gute Gelegenheit, um ein bisschen Komfort aufzurüsten. Über den Tank soll zukünftig auch eine Cockpitdusche gespeist werden. Fertig mit der Eimerdusche!
  • Und so einiges mehr: Da steht noch mehr auf der Liste, aber ich fang besser mal mit Obigem an!

Da wir wissen, womit ALOYs Deck gestrichen ist, bestellen wir dieselben Produkte wieder. Das sollte zu einem in sich chemisch und optisch verträglichen Resultat führen. Eines Tages treffen also mehrere Gallonen Farbe aus Miami in Bocas ein. Na dann: Schleifen, schleifen, streichen Illy!

Die Arbeit gestaltet sich anspruchsvoll, weil es regelmässig entweder regnet oder so heiss ist, dass die Epoxid-Grundierung direkt auf dem Pinsel eintrocknet. Nach einer Weile entscheide ich daher, ALOY mit Planen abzudecken. Ausserdem arbeite ich nur bei erträglichen Temperaturen, also morgens. Die täglichen Fortschritte sind deprimierend überschaubar. Was wird René nur sagen, wenn er wieder da ist?

Regenwetter in Bocas, Strassen unter Wasser. Die ersten beiden Fotos zeigen unser Lieblingscafé, das "Cat in the Cup".

Bis es so weit ist noch ein Wort zu unseren Plänen: Wenn's vorangeht mit Malen, wollen wir im August noch einmal Segelmeilen loggen. Am 20. August wird ALOY schliesslich ausgewassert und kommt auf einen Trockenplatz. René und ich fliegen zurück in die Schweiz, besuchen Familie und Freunde und gehen arbeiten, um das zusammengeschrumpfte Reisebudget wieder aufzustocken. Wir sehen uns also hoffentlich bald!

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Kommentare: 5
  • #1

    Diego (Dienstag, 16 Juli 2024 11:01)

    Deine Handwerker-Künste sind ja grossartig! Bei uns im Haus würde es auch immer etwas zu tun geben. Zum Glück kommt ihr bald in die Schweiz �

  • #2

    Heidi (Mittwoch, 17 Juli 2024 20:45)

    Spannend wie immer zu lesen.
    Und ihr kommt in die Schweiz! So schön :)

  • #3

    Nina (Mittwoch, 17 Juli 2024 23:10)

    Bis baaald���! Guets schaffe und au gnüssä!

  • #4

    Ilona (Donnerstag, 18 Juli 2024 00:27)

    Hallo und danke ihr Lieben. Wir freuen uns sehr, euch bald wieder zu sehen! Ja, ja Diego. So ein Haus ist wie ein liebes Boot, immer Arbeit! Ich bin sicher du schaffst das! Du hast ja junge Assistenten.

  • #5

    Sandra (Donnerstag, 18 Juli 2024 13:13)

    Ich sehe da noch Räucherspiralen und Citruskerzen - so nicht nur erschwerte Bedingungen mit Regen und Hitze.. ;-) Bewundernswert was Frau alles alleine kann und weiss wie man es tut!!
    Ganz liebe Grüsse