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Pangamania

Sie sind überall! Flitzen durch Buchten, bringen Mensch und Ware vom Festland auf die Inseln und provozieren in purer Raserei, wie man hört, nicht selten einen Unfall. Pangas sind schmale, längliche Boote mit Aussenbordmotoren. In den Gewässern von Bocas del Toro (Panama) wimmelt es von diesen wendigen Gefährten, denn sie sind das wichtigste Verkehrsmittel im Archipelago.

Panga-Haltestelle in Bocas del Toro (Panama)

Um 1970 unterstützte die Weltbank ein Projekt, das Fischern in Entwicklungsländern die Arbeit erleichtern sollte. Die japanische Firma Yamaha liess Entwürfe für einen günstig herstellbaren Bootstyp zeichnen, der mit ihren Aussenbordmotoren ausgestattet, gute Dienste bei der Arbeit auf dem Wasser leisten würde. Als Baumaterial war das damals neue GFK, glasfaserverstärkter Kunststoff, vorgesehen. Der leichte, wenig tiefgehende Rumpf ermöglicht das Anlanden auf dem Strand, aber auch die Gleitfahrt durchs Wasser, so dass die Boote bereits mit geringer Motorenleistung, häufig 40 PS, schnell fahren können. Der erhöhte Bug schützt beim Durchschneiden der Wellen und bietet Stabilität, wenn die Fischer schwere Netze über vorne einholen.

Kein Panga. Ein kleines, gerudertes Fischerboot in Kuba.

Yamaha dürfte sich für den Entwurf an bereits existierenden Fischerbooten orientiert haben. Ungefähr zeitgleich entwarf auch der in Mexiko lebende Mac Shroyer einen Panga-Motorbootstyp. Die Gegend um den Golf von Kalifornien (Baja California Sur, Mexiko) war gerade durch eine verbesserte Verkehrsinfrastruktur an den mexikanischen und amerikanischen Markt angeschlossen worden. Mit Hilfe der Pangas fingen die lokalen Fischer fortan Fisch für den Export.

Panga zwischen einfachen Wohnhäusern an Panamas Küste.

Die Pangas lösten aufwendig gefertigte Kanus und Holzboote ab. Durch Massenproduktion waren sie verhältnismässig günstig und sie konnten auch bei schwierigen Seebedingungen über weite Strecken sicher gefahren werden. Der neue Bootstyp spielte eine entscheidende Rolle in der ökonomischen Entwicklung von Küstenregionen, wurde zum Erfolgsmodell eines Nutzfahrzeugs, das heute in zahlreichen Gegenden Mittelamerikas, Afrikas und Asiens täglich im Einsatz steht.

Verschiedene Pangas zwischen den Häusern. Ausflugs-Pangas am Strand.

Recherchiert man nach Pangas, stellt man fest, dass es unzählige Varianten dieser Boot gibt. In allen Grössen, Formen und natürlich Farben. Heute sind sie häufiger als öffentliche Verkehrsmittel, Taxiboote und Transportfahrzeuge im Einsatz als für die Fischerei. Sie bringen die Küstenbewohnerinnen morgens zur Arbeit und die Touristinnen zu ihren Ausflugszielen.

Bocas Marina-Shuttle-Panga unterwegs zwischen Hafen und Stadt.

Auch ich fahre zurzeit regelmässig mit dem Marine-Shuttle-Panga in die Stadt. Es fühlt sich jedes Mal wie ein kleines Abenteuer an, denn die Fahrer lieben die Geschwindigkeit. So ein buntes Schaukelding kann, mit ausreichend PS ausgestattet, 35 Knoten schaffen. Davon träumen wir Segler ja nicht einmal. So eine Pangafahrt kann auch ziemlich nass werden, besonders wenn es regnet.

Auch bei Regen sind die Pangas im Einsatz. Blachen verhindern, dass die Passagiere tropfnass werden.

Letztens wurden wir allerdings nass, weil wir mit unserem 2-PS-Tuckerdingi beinahe von einem Panga abgeschossen wurden. Dabei kann man die Pangas eigentlich recht präzise manövrieren. Unser Shuttle-Fahrer Ray jedenfalls, trifft die zwei Meter schmale Parklücke beim städtischen "Pangabahnhof" stets ohne Pfostenberührung.

Ein Panga namens "Lotti" blickt in den Sonnenutergang.

Quellen und Links

Der Artikel basiert auf verschiedenen Onlinequellen, insbesondere auf dem Bericht von Heather Steinberger The History of the Panga für das Boating Magazin, 2017.

 

 

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