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Bocas del Toro

Ankommen! Nach über neun Monaten unterwegs freuen wir uns darauf, an einem Ort etwas länger zu bleiben. Mit diesem Ziel checken wir in der familiären Bocas Marina ein und werden von der lokalen Segelcommunity herzlich aufgenommen. Captain Ray begrüsst uns, lädt uns zum allmorgendlichen Funkaustausch ein und erklärt, wann in der Marina der Flohmarkt und wann der Grillabend stattfindet. Er lebt mit seiner Segelyacht Aventura seit fünfzehn in Bocas und pflegt das lokale Seglernetzwerk. Rasch lernen wir weitere Cruiser aus den USA und aus Kanada kennen, die hier hängen geblieben sind und ALOY kriegt einen Hafenplatz mitten unter ihnen.

Bocas Marina, Marinabüro und Captain Ray.

Die Marina ist gepflegt und könnte ein Ort zum Wohlfühlen sein. Wir tun uns anfangs dennoch schwer. Unser erster Eindruck des Provinz-Hauptortes von Bocas del Toro: eine heruntergekommene Touristenfallen mit ungepflasterten, schlammigen Strassen. Bei 35° Celsius im Schatten und 90% relativer Luftfeuchtigkeit ist es absurd heiss und wir wissen manchmal nicht, wie wir das aushalten sollen. Nachts fliegen winzig kleine Gnitzen-Mücken durch unser Moskitonetz und stechen mich, bis ich aussehe, als ob ich die Windpocken hätte. Autsch. Dazu kommt, dass wegen Bauarbeiten die Wasserleitung unterbrochen ist und wir in der Marina kaum Wasser bekommen. Unser Kühlschrank läuft auch nicht mehr. Was tun wir hier?

Eindrücke von Bocas del Toro

Nach und nach erfahren wir von den eingesessenen Segler:innen, wie mit diesen Schwierigkeiten umzugehen ist. Wir installieren drei 12-Volt-Ventilatoren in der Kajüte und stellen an besonders heissen Tagen eine Schale mit Eiswasser darunter. Eis kann man in der Marina kaufen. Nachmittags setzen wir uns für drei bis vier Stunden ins klimatisierte Kaffee, plaudern mit dem Besitzer Manuel und erledigen Büroarbeiten. Gegen die Minimücken, auch No-see-ums genannt, helfen Rauchspiralen, die wir fortan reichlich an Deck verbrennen. Ausserdem bestellen wir ein zusätzliches Moskitonetz fürs Cockpit. Gerade sind wir eingerichtet, streckt uns eine Grippe nieder. Mehrere Tage lang liegen wir teilweise fiebernd in der Koje und beten den Ventilator an, unser einziger Trost.

Krank in der Koje

Irgendwann gehts wieder aufwärts. Das Wasser in der Marina läuft wieder. Auf einem kleinen Flohmarkt verkaufen wir Material, das wir ausgemistet haben, und René hilft der lokalen Tauchschule beim Reinigen ihrer Tauchplätze. Pünktlich zum 18. Juni sind wir wieder ganz fit, was gut ist, denn wir erwarten Besuch.

Abfall-Sammelaktion des Bocas Dive Centers

Asena, die wir auf Providencia kennengelernt haben, und ihre Freundin Basla werden für ein paar Tage mit uns auf ALOY wohnen und wir nehmen das zum Anlass die Inselwelt der Region zu erkunden. Der Wind lässt uns leider komplett im Stich, weshalb es einen Motorentörn gibt, aber die Distanzen betragen stets nur wenige Meilen.

Aussichten vom Starfish Beach aus. Einbaumkanus und im Hindergrund die Berge am Festland von Panama.

Am Starfish Beach liegt alle zwei bis drei Meter ein prächtiger Seestern im untiefen Wasser. Wir schwimmen ans Ufer, setzen uns bis zum Hals ins Badewanne-warme Wasser und lassen uns den Regen auf den Kopf prasseln. Der Ort ist zugleich wunderschön als auch abschreckend. Direkt am Strand reihen sich Bars, zweifellos für unzählige Touristen, doch sie sind fast alle geschlossen. Hinter den hübsch bemalten Fassaden stapeln sich Müllhaufen.

Starfish Beach! Foto 1: aufgenommen von Basla K., Fotos 2-3: aufgenommen von Asena Kinik

Zapatillo 1 ist eine kleine, exponiert liegende Insel, die zu einem Naturschutzgebiet gehört. Abends und am frühen Morgen haben wir das Eiland ganz für uns, können baden, durch die üppige Urwaldvegetation spazieren und die Dämmerung am feinsandigen Strand geniessen.

Foto 1: Asena steuert ALOY zwischen den Inseln durch; Fotos 6-7: aufgenommen von Basla K.

Um die Red Frog Marina zu erreichen, wagen wir uns mit ALOY durch einen schmalen Mangrovenkanal, der stellenweise nur wenige Meter tief ist. René und ich sind ein bisschen enttäuscht, dass unsere Gäste die nautische Challenge nicht so recht würdigen, dafür freuen wir uns beim anschliessenden Inselspaziergang gemeinsam über die Sichtung mehrerer Tiere: herumtollende Kapuzineraffen, ein Erdbeerfröschchen und ein Faultier, das weit oben in einem Baum flätzt.

Foto 2: Erdebeerfröschchen, aufgenommen von Asenna, Fotos 3-4: Kapuzineraffen; Fotos 5-6: Faultiere in den Bäumen.

Am kommenden Tag müssen wir uns schon wieder von Asena und Basla verabschieden, die zurück nach Deutschland reisen. Gute Reise! Das hat Spass gemacht. Zurück in Bocas del Toro fühlt sich der Ort vertraut an. Rey und die anderen Marinabewohner:innen sind da, Manuel und seine Freundin Florence begrüssen uns im Kaffee wie alte Bekannte. Ja, wir bleiben noch ein Weilchen und fühlen uns wohl dabei.

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Kommentare: 2
  • #1

    Sandra (Mittwoch, 26 Juni 2024 13:00)

    Oh ihr Lieben, dass mit den Midges kenn ich sehr gut. Hier in Finnland herrscht gerade Flugwetter für alle Grossen und Kleinen Plagegester. Man kann durchaus Fieber und Kopfschmerzen kriegen von zu vielen Bissen, da sie allergische Reaktionen auslösen können, so von wegen Grippe?
    Lasst es Euch gut gehen und geniesst die Zeit und bleibt gesund.
    Lieber Gruss Sandra

  • #2

    Illy (Mittwoch, 26 Juni 2024 15:48)

    Danke für den Hinweis zu der allergischen Reaktion. An das habe ich nicht gedacht. Da auch eine befreundete Crew, die ganze Familie, krank war, dachte ich eher an eine ansteckende Grippe.
    Viel Spass in Finnland und guten Moskitoschutz!
    Liebe Grüsse, Illy