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Piratenwrack

Wir verbringen gesellige Tage auf den BVI. Viele Crews, die wir in den vergangenen Reisemonate kennengelernt haben, sind inzwischen hier eingetroffen, letzte Station der Kleinen Antillen. Die karibische Segelsaison ist schon in der zweiten Halbzeit und einige Boote werden sich bald auf den Rückweg über den Atlantik machen. Andere Crews segeln über die Bahamas Richtung USA. Wir wollen noch einen Zwischenstopp auf den Turks- und Cacos Inseln einlegen, bevor es nach Südwesten geht.

Zu den Attraktionen der Virgin Islands gehören die vielen verschiedenen Bars. Die Saba-Rock-Bar zum Beispiel, die als einziges Gebäude auf einem flachen Felsen im Meer steht. Zur Happy Hour wird hier Jenga gespielt. Die Willy-T-Bar ist ein ausgedientes Schiff, schon das zweite ihres Namens. Das andere werden wir auch noch besuchen. Da hier ohnehin alle per Boot unterwegs sind, ist die Zugänglichkeit zu den Bars kein Problem.

Eine Wanderung führt uns zu den Ruinen einer Zuckermühle und in eine Fledermaushöhle. Leider ohne Fledermäuse, dafür mit toller Aussicht übers Meer.

Foto 4: Jana Fuchs, Foto 5: Nadine Mack.

Die Insel Anegada ist ein einziges flaches Atoll in untiefem Wasser. Auf der Insel Jost van Dyke brechen die Wellen kraftvoll gegen die Felsen und lassen ein natürliches Becken zum Sprudelbad werden. Regelmässig bewundern wir die malerische Abendstimmung beim Sundowner-Bier auf einer der Yachten. Irgendwann wechseln wir aus gesundheitlichen Gründen zum Sundowner-Wasser. Eines Abends sitzen wir gerade auf der Yacht Nana, die Sonne ist schon untergegangen und alle schauen sich prüfend um, ob sie auch ihr Ankerlicht angezündet haben, da erscheint ein helles Licht am Himmel. Es handelt sich um eine Rakete, die gerade von Florida gestartet ist.

Schnorchel- und Tauchgänge. Foto 2 von Nina Ragettli.

Da Nina und Elio von der Loustic auch gerne schnorcheln und tauchen, besuchen wir möglichst viele Unterwasserspots. Rifffische, kleine Haie, Schildkröten, sogar eine Höhle ist dabei und die alte Willy-T. Das Vorgängerschiff der heutigen Bar wurde 2017 vom Hurricane Irma schwer beschädigt. Da das Bar-Schiff angeblich Kultstatus hatte, wurde es nicht entsorgt, sondern zum Piratenwrack aufgemotzt und versenkt. Ein gruselig-spannendes Taucherlebnis, besonders für mich, weil ich mich erstmals traue, richtig in ein Wrack hineinzutauchen.

Falls hier jemand auf die Idee käme, wir würden uns ständig nur amüsieren... was natürlich niemandem einfällt. Dennoch fürs Protokoll sei angemerkt: Wir arbeiten auch! Alle Reparaturen sind erledigt und wir haben für rund zwei Monate Lebensmittel gebunkert. Eine ordentliche Bagage. Auf dem Foto ist nur einer von drei Einkäufen zu sehen. Diesel und Wasser sind aufgetankt, alle Wäsche ist gewaschen. Von den rund zwanzig Maschinen in dem Waschsalon funktionierte übrigens keine einzige. Wir mussten die tropfnasse und immernoch schmutzige Wäsche einem Wäscheservice anvertrauen.

Unechte Karettschildkröte in der Bright Bay, Foto: Nina Ragettli.

Ab Samstag setzt sich der Ostwind durch. Jetzt heisst es noch ausklarieren, dann werden wir zu einer 400-Seemeilen-Fahrt aufbrechen. Mit uns startet eine kleine Flotte von Booten, die alle das gute Wetterfenster nutzen wollen. In den Gesprächen mit den Crews erfahren wir, dass auch die anderen vor der ersten mehrtägigen Reise seit Dezember wieder Bammel haben. Tröstlich.