Wir legen in der Marina Pointe du Bout an, die so eng ist, dass wir uns von Hand an den Nachbarbooten in den Hafenplatz ziehen müssen. Raum zum Manövrieren unter Motor gibt es nicht. Dafür liegt die Marina windgeschützt mitten zwischen Hotelgebäuden und Restaurants. Der Ort ist für den Tourismus konstruiert und von vielen Gästen aus Festlandfrankreich besucht. Wir nutzen ihn als Ausgangspunkt für einen Besuch von Martiniques Hauptstadt Fort-de-France per Kursschiff.
Gassen im Zentrum von Fort-de-France.
In Fort-de-France riecht es nach Grillfleisch und bunte Musik klingt gleichzeitig aus verschiednen Winkeln. Die meisten Geschäfte scheinen glitzernde, hautenge Frauenkleider anzubieten. Wir suchen indes kurze Hosen, denn von unseren sieben Paar, die wir gemeinsam besessen haben, sind zwei ertrunken (siehe Dinghy-Vorfall auf Lanzarote) und drei zerissen. Fündig werden wir abends in den Tourishops bei Pointe du Bout.
Saint Pierre, charmante Kulturstadt, Ruinen und restaurierte Kolonialzeit-Architektur.
Vor Fort-de-France war Saint Pierre die Inselhauptstadt. Sie liegt im Nordwesten und wirbt mit dem Slogen "Ville d'Art et d'Histoire". Der einschneidenste Moment in der Geschichte von Saint Pierre war der Vulkanausbruch von 1902, der mit geschätzt 30'000 menschlichen Todesopfern einer der Verlustreichsten der letzten Jahrhunderte ist.
Links: Funde von den Wracks, von denen immer noch einige in der Bucht liegen. Zweites Bild: zusammengeschmolzene Scheren.
Im Museum Frank A. Perret sind achäologische Funde aus jener Zeit zu sehen. Alltagsgegenstände, wie französische Keramik, Wein- und Tonicflaschen, ein Fragment aus schwarzer Seide, zeugen von der europäisch orientierten Lebensart. Das Klein-Paris der Antillen war durch Zucker- und Sklavenhandel zur frequentierten Hafenstadt geworden. Anzeichen für einen möglichen Vulkanausbruch waren ab Januar 1902 erkennbar und häuften sich im April massiv. Tiere begannen zu fliehen. Menschen aus den benachbarten Dörfern versuchten sich in Saint Pierre in Sicherheit zu bringen, gleichzeitig wollten Stadtbewohner:innen nach Fort-de-France fliehen. Doch die Regierung beschwichtigte, hielt die Leute zurück. Als am Morgen des 8. Mai die plinianische Glutwolke aufstieg, ging es so schnell, dass die ganze Bevölkerung innerhalb weniger Minuten tot war. Alles brennbare fing Feuer, die Schiffe, die vor Anker lagen, sanken in einem kochenden Meer.
An den Museumswänden rund um die geschmolzene Kirchenglocke hängen Tafeln mit den Namen jener 8'000 Bewohner:innen, die bis jetzt identifiziert werden konnten.
Der Mont Pelée, dieser verheerende Vulkan, der über der Stadt thront, ist meist von einer dicken Wolke verhangen. Ingo und Gudrun holen uns ab, um auf den Berg zu wandern. Durch feuchten Dunst steigen wir teils kniehohe Stufen hinauf. Irgendwann müssen Gudrun und ich auch unsere Hände zu Hilfe nehmen, um die glitschigen Steine zu erklimmen. Es ist verdammt anstrengend. Fast oben, geht es erst mal wieder steil hinunter in die Caldera. Die Nebelschwaden wabern zwischen Farnen und Orchideen.
Als wir endlich auf dem 1'360 Meter hohen Kegel stehen, lichten sich die Wolken und wir können das Meer und unseren Ankerplatz sehen. Auf dem Rückweg spült uns ein Karibikregen den Hang hinunter. Was soll ich sagen, wir schaffen es alle heil zurück ins Tal und nicht nur der Muskelkater am nächsten Tag wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.