Wir sind, wo wir sein möchten. Es ist herrlich sommerlich auf den kanarischen Inseln, das tiefgrüne Wasser lädt zum Schwimmen ein und ständig weht der Nordostwind. Was wünschen sich Segler mehr? Zum Bootflicken ist es etwas zu heiss, aber wir möchten uns ohnehin Zeit nehmen um die Gegend zu erkunden.
Eindrücke aus dem Vulkantunnel. Das letzte Foto stammt von den Jameos del Agua, die Manrique gestaltet hat.
Der vulkanische Ursprung der Inseln macht sich überall bemerkbar. Die Hügel von Lanzarote erscheinen rötlich-braun. Die Insel ganz im Nordosten ist besonders trocken, nur kniehohe Sträuche begegnen uns entlang der Landstrasse. Unsere Exkursion führt zur Cueva de Los Verdes, einem langen, durch den Ausbruch des Corona-Vulkans geformten, Tunnel. Dieser führt über mehrere Kilometer vom Vulkanhang bis hinunter zum Meer. In einer geführten Tour dürfen wir einen Abschnitt des zweigeschossigen Tunnels besichtigen. Ein weiterer Abschnitt wurde vom Künstler César Manrique als unterirdische Fantasiewelt gestaltet und ist gegen Eintritt ebenfalls zugänglich. César Manrique (1919-1929) ist für Lanzarote besonders bedeutend und sein Werk allgegenwärtig. Er setzte sich dafür ein, dass auf der Insel der traditiontionelle Baustil beibhalten und keine Hotelkolosse errichtet werden.
In die Hauptstadt Arrecife erstreckt sich eine friedliche Lagune, auf der Fischerboote dümpeln. Die Festung aus dunklem Stein zeugt von der einstigen Bedrohung durch Piratenangriffe. Nach einigen Tagen in der gemütlichen Hafenanlage Marina Lanzarote segeln wir zum Südkap der Insel, wo wir in einer der seltenen Buchten ankern. Die Kanaren mit ihren steilen Felswänden und geraden Küstenabschnitte bieten kaum Ankerplätze, die Boote vor Seegang schützen. Auch unser Platz am Playa de Pozo ist schaukelig. Wir ankern nah genug am Ufer, dass ich an den Strand schwimmen kann, doch eines Nachmittags machen wir den Fehler und fahren mit dem Dinghy, unserem Beiboot, an Land. Das klappt gerade noch, aber als wir nach einem Erkundungsgang wieder zurück zu ALOY fahren möchten, fällt uns auf, wie schwungvoll die Wellen tatsächlich anrollen. Vorsichtshalber ziehen wir unsere Kleider aus und packen sie ins Boot, dann zählen wir die Wellen aus und sprinten direkt nach einer der höchsten los. 3 -2 -1 - René rechts, ich links, ziehen wir das Dinghy rasch in die Brandung, der Motor läuft schon, wir geben ihm einen Stoss, hüpen rein und... zu spät! Die nächste Welle kommt noch höher und bricht. Wir kentern. Der Dinghymotor wird mit Salzwasser geflutet, unsere Sachen schwimmen davon. Die Tasche mit dem Handy und den Sonnenbrillen können wir retten. Zwei paar kurze Hosen und ein T-Shirt hat sich das Meer geholt.
Tenerife mit dem Berg Teide im Kielwasser. Die beiden Inseln Gran Canaria und Teneriffa lassen wir aus.
Nach kurzem Zwischenhalt auf Fuerteventura, segeln wir weiter nach La Gomera. Kleine Bemerkung am Rande: Wenn man über eine Stunde überlegen und diskutieren muss, wie man bei dem vorherrschenden starken Wind heil aus dem Hafen kommt, sollte man den Hafen vielleicht besser gar nicht erst verlassen. Die Marina von Puerto del Rosario (Fuerteventura) verlassen wir jedenfalls mit einem sehr beherzten Manöver - es gelingt - doch draussen ist es ausgesprochen ungemütlich. Nach sechs Stunden wird es besser, nach zwei Nächten nähern wir uns dem Ziel. Kurz vor dem Hafen überfällt uns noch ein berüchtigter Mosquito. Mosquitos sind hier rasch auffrischende, sehr lokale Winde, die zwischen den Inseln enstehen. Man bemerkt sie oft erst, wenn sie schon angreifen. Vor dem Hafen ist der Spuk aber auch gleich wieder vorbei. San Sebastian, die Hauptstadt von La Gomera liegt hinter einem schützenden Felsen.
La Gomera ist ein Traum. In den hohen, zerklüfteten Bergen bleiben feuchte Wolken hängen. Im Osten um die Marina ist die Landschaft karg, doch im Inselinern lebt ein verwunschener Nebelwald. Moosbewachsene Lorbeerbäume und Farne wuchern hier im Garajonay Nationalpark. In ihren Gärten pfelgen die Einheimischen Feigenkateen und AloeVera. Eine Wanderung tut unseren weichen Seebeinen gut.
Unsere letzte Kanaren-Etappe führt uns auf die Insel La Palma, die grüne Insel, wie sie auch genannt wird. Hier scheint Wasser kein Problem zu sein. Für Sightseeing bleibt allerdings wenig Zeit, denn das nächste grosse Kapitel unserer Reise steht bevor. Auf dem Weg zu einem Shipchandler (Segelladen) kommen wir an El Passo vorbei und nutzen die Gelegenheit für einen Spaziergang. Am Rande des Ortes sieht man sie, die Verwüstung, die der jüngste Vulkanausbruch auf den Kanaren hinterlassen hat. Die Asche des 2021 ausgebrochenen Tajogaite ist weitherum sicht- und greifbar. Die Lava hat eine Schneise der Verwüstung hinterlassen.