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Hilfe! Wir sind ein Motorboot

Die Segel bleiben unten. Es hat kaum Wind.

41°9' Nord / 8°37' West: Nach einem kurzen Zwischenstopp in Viana do Castelo laufen wir Porto an. Es ist eine lebendige Stadt voller Menschen und Muster. Die Touristenströme sind überwältigend, fast beängstigend. Gehören wir auch dazu? Busse und Restaurants sind überfüllt, Strassenkünstler sorgen für Unterhaltung. Es ist heiss und das Bewegen in der hügeligen Stadt anstrengend. Es lohnt sich! Besonders die mit Kacheln und Malereien verzierten Häuserfassaden beeindrucken uns.

Eindrücke aus Porto

Aus Kostengründen ankern wir am Rande des Flussbetts des Rio Douro zusammen mit ALEA und anderen Yachten. Trotz des Rummels aus Ausfahrtsbooten und Jetskis liegen wir ruhig, aber in der stinkenden Brühe baden möchten wir lieber nicht. Um Wasser und frisches Gemüse zu bunkern - und zum Duschen - verlegen wir für eine Nacht in die Marina. Diese liegt nicht in Porto selbst, sondern in Gaia, am Südufer des Flusses. Hier geht es beschaulich zu. Ältere Leute sitzen vor ihren Häusern, Wäsche hängt zum Trocknen aus. Wir besuchen einen der hier ansässigen Portweinkeller, Ferreira Portwein, und degustieren verschiedene Tropfen.

Besuch in Gaia. Wir bunkern frisches Gemüse und trinken Portwein.

Unser Plan war, von Porto aus direkt nach Madeira zu segeln. Leider ist kein geeignetes Wetterfenster absehbar, daher entscheiden wir uns erst einmal der Küste entlang weiter südwärts zu steuern. Die Distanzen zwischen den wenigen sicheren Anker- und Hafenplätzen sind lang: 30 bis 50 Meilen. Vom Wasser aus betrachtet erscheint uns die oft in Dunstschleier gehüllte Küste wie ein endloser Sandstrand. Teilweise haben wir zwei Meilen vor der Küste nur 20 Meter Wassertiefe.

 

Ein hohes, lautes Dröhnen in Kombination mit einem tiefen Knattern und, verhältnismässig leise, das Rauschen des verdrängten Wassers. Drei Tage motoren wir der Küste entlang, 7 Stunden pro Tag, und verbrauchen dabei rund 40 Liter Diesel. So hatten wir uns das nicht vorgestellt. René verschreibt ab dem zweiten Tag Ohrstöpsel. Das Meer ist spiegelglatt, kein Lufthauch in Sicht. Trotz des Lärms können wir die Fahrten auf dem friedvollen Ozean geniessen. Für die letzten beiden Etappen ändert sich das. Ein Südwind und Seegang stehen uns entgegen. Wir ziehen es trotzdem durch und fahren bis nach Lissabon.

Die beiden letzten Fotos sind direkt von unserem Cockpit aus aufgenommen.

38°42' Nord / 9°18' West: Jetzt sitzen wir fest! Nach Tagen der Flaute ziehen weiträumige Tiefdruckgebiete in Richtung Iberische Küste. Als wir vergangenen Samstag am Tejo-Fluss bei Lissabon ankamen, waren alle Marinas voll besetzt. Nur dank Hartnäckigkeit und einer freundlichen Marina-Mitarbeiterin durften wir am Tankstellensteg von Oeiras-Marina anlegen. Wir sind mehr als froh, denn heute, zwei Tage später, schlägt der Strum zu. Auf Geheiss einer Hafenmitarbeiterin müssen wir auf dem Boot bleiben.

Die Wellen krachen mit voller Wucht an den Wall und türmen sich meterhoch auf. In der Einfahrt bilden sich unheilvoll Strudel. Direkt hinter unserem Boot schiessen die Wogen immer wieder wasserfallartig über den Gehweg ins Hafenbecken. Unser Nachbarboot trifft es besonders schlimm. Männer mit Helmen und Neoprenanzügen bringen neue Festmacherleinen aus - die dritte Garnitur in 24 Stunden. Das heftige Einrucken des Bootes in die Leinen hat diese fast ganz durchgerissen. Alle paar Stunden kontrollieren wir unsere Festmacher und sind froh um die eingebauten Gummidämpfer.